anti-imperial denken und paradox fühlen

Auf kleinerer, persönlicher Ebene könnte Antiimperial bedeuten, sich nicht nur Ego-verhaftet, gegenseitig feindlich, konkurrierend zu empfinden, sondern miteinander fürsorglich, respektierend und kooperierend leben, arbeiten, sich menschlich, kulturell und künstlerisch inspirieren, konstruktiv auf das Lebensspendende hin orientieren und unterstützen.

Dass das auch ein strukturelles Problem ist, nicht nur lösbar auf zwischenmenschlicher Ebene, bedeutet: da, wo ich die Kraft und Liebe und Anziehungskraft in mir fühle, und so wie ich jetzt kann. Es bedeutet auch, nicht _nur_ auf kaputte, destruktive „Lebenswelten“, Gemeinschaften, gesellschaftliches Unvermögen hinzuweisen, oder mich stark als Opfer wahrzunehmen. Sondern auch als Mit-Täter/in. Aufgerufen, mit zu tun. In meine Verantwortung und mein Menschsein wieder und wieder neu hineinzufinden.

Und es bedeutet für mich vor allem auch: Niemand steht über einem anderen und niemand muss sich einem anderen Menschen oder dessen Glauben und Vorstellung unterwerfen. 

Luther schrieb: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ (Wieso hier nur der Herr und nicht die Frau angesprochen wird, ist der damalige Zeitgeist…  für mich geht es hier um überpersönliches Denken. Das Widersprüchliche scheint wie ein Rätsel-Koan im Zen, scheint nicht zusammen zu passen und unterbricht irritierend die Logik.)

Ein anderes, für mich sehr hilfreiches Zitat stammt von Schiller: „Wohl dem Menschen, wenn er gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann, und preiszugeben mit Würde, was er nicht retten kann.“

Erinnert an den Gelassenheitsspruch, dessen Herkunft sehr alt ist, viel älter als viele meinen https://de.wikipedia.org/wiki/Gelassenheitsgebet . Heut findet es einer oft in Selbsthilfegruppen. Das Gute an den A-Gruppen, oder 12-Schritte-Gruppen als eine Art von Selbsthilfegruppe ist unter anderem, daß dort von dem Glauben an eine Höhere Macht gesprochen wird, und diese Offenheit es zulässt, daß jede/r seine eigene Idee – sei es die Natur, eine gute Gemeinschaft, die eigene Religion, oder das Universum – sein darf und niemand dem Anderen etwas aufdrückt – es keine Rolle spielt ob Muslim, Christ oder Jude oder Atheist  oder Heide miteinander sitzen und von sich (nicht von anderen) reden. Teilen bedeutet dort, eben nicht den anderen bekehren wollen, sondern auch zuhören lernen. 

So wenig ich mich streng religiösen oder kulturell fremden Gepflogenheiten oder dem Denken von eigentlich im Geiste Terroristen „unterwerfen“ mag, oder Selbstüberhöhung durch fanatisierte Christen gut finde, vor allem aber nicht jenen unterordnen mag, die allen Andersgläubigen oder Ungläubigen, Heiden, Kaffern oder Goi, insgeheim oder auch ganz offen, den Tod wünschen, sie als nicht lebenswert (!) (nazi-Denke?) höchstens ausnutzungswert, ansehen und sich entsprechend abfällig, verächtlich (zB gegenüber Frauen?) verhalten – kann ich trotzdem das Anderssein verstehen. D.h. nicht, daß ich es akzeptiere oder in mein Leben hineinlasse, oder mich neu ausrichte an mir fremde oder ungeeignete überholte Vorstellungen oder einen Glauben tolerieren mag, der mich und Meinige im Grunde hasst oder vielleicht sogar ausmerzen will — und fühle aber auch Vieles im Wandel der Zeit verlustig gehen oder mich Veränderungen, die ich nicht mag, schutzlos ausgeliefert. So bin ich einer Zeit und Ereignissen unterworfen, und kann darauf hoffentlich immer wieder neu, mich auf Gutes und Friedenschaffendes, Spirituelles (der Glaube, es gibt mehr als den menschlichen Größenwahn) einschwingen…. Demut, ein antiquiertes Wort, sei einfach mal  hierzu geworfen, die meisten können ja nix mit solchen altmodischen Wörtern anfangen. 

Das Me-First (Ego-Überleben, auch bezogen auf Identität) dürfte kein Lebensziel oder Selbstzweck – gegen andere – sein, sagen viele. In der Not und bei feindlichem Angriff kann es aber verständlich sein, daß Menschen in ein archaisches, kriegerisches Freund/Feind-Denken zurückfallen, die Unterschiedlichkeit gehören ja zum Menschsein dazu – und eine echte sozialliberale Toleranz, die klar auf humanistische Werte setzt, auf christlicher Geschichte fusst und weiterentwickelt, wäre ein Altes, welches neu gedacht werden könnte. Nicht zu verwechseln mit dem politisch wirtschaftsliberalem Denken, daß eher imperialistisch, ausbeuterisch, heuchlerisch ist. Angriffe gegen eine Kultur, ein Land, eine Nation – Denkgebilde, die manche Linke und (Wirtschaft)Liberale überwinden wollen, können subtil schädigend und zerstörerisch bis in die Wurzel sein (Wohlstandsverwahrlosung… Oberflächlichkeit.. Stumpfheit gegenüber – oft unsichtbarer – Gewalt) – die Antwort darauf ist meiner Meinung nach Aufklärung, Bildung, freundliche Unterscheidung. Voraussetzung wäre vielleicht ein wenig Geschichtsbewusstsein, Achtsamkeit, die Fähigkeit zur Selbstkritik, eine Wahrheitsverpflichtung, zumindest eine Selbstverpflichtung an einem Wahrheitsverständnis mitzuwirken, daß nicht reflexartig beleidigt und entwertet, an Fairness und Aufarbeitung, wirklich Schuldigen (auch meine persönliche Mitverantwortung, mögliche Mitschuld) interessiert ist. 

Wie also kann der Mensch mit totalitär Denkenden leben? In der C-Zeit ploppten sie plötzlich auf, die Besserwisser, die Hasser, die Denunzianten und Rückfall in Freund/Feind-Fühlen, sich selbst als moralisch erhöhter wahrnehmend, aufgrund ihrer plötzlichen Macht so wichtig. Plötzlich gab es ganz viele „Ordnungshüter/innen“, Kontrolleure in Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen waren plötzlich befugt, nach Pass und aktuellem Impf-Ausweis zu fragen, und einen bei falschen oder fehlendem Papier abzuweisen – und das im Verhältnis zu der Tatsache, daß andere Menschen, die ins „gelobte Land“ >Europa, oder oftmals ganz besonders D-Land einreisen, bekanntermaßen einfach ihre Pässe wegwerfen – aber der heilige Zweck (Schutz der Bevölkerung) galt offiziell und durchgängig, entschuldigt wohl alle Mittel… so wurde es jedenfalls volle Breite eingeimpft. In die Hirne von den kürzer wie auch den länger hier Lebenden. Ab einem bestimmten Zeitpunkt erschien es mir mehr wie ein globales Sozialexperiment oder Ablenkungsmanöver (Weltwirtschaftskrise) – als festgestellt wurde, Impfungen schützen nicht und ein seit Jahren bekannter Virus ist gefährlich wie auch andere Infektionskrankheiten, besonders für besonders Vulnerable, Alte, chronisch Kranke, aber keine gute Begründung für Absonderung einzelner Individuen oder für Vereinsamung oder Existenzelle Shutdowns – die Kleinen werden geopfert, für das Große (die Banken?) – immerhin gab es den Effekt, daß Themen wie berechtigte Medienkritik, Gewaltenteilung, Staatsaufgaben, Leitbilder einer Gesellschaft, Gesundheitskompetenz, Eigenverantwortlichkeit, Systemrelevanz, Abstand: wieviel gesunde Distanz, wieviel gesunde Nähe wollen wir?, echte und symbolische Solidarität, sinnvolle Arbeit – neu ins Bewusstsein hineinkamen. Wir leben in paradox-schwierigen Zeiten. Vieles was die Querdenker/innen früh aufgriffen, kam später im sog. Mainstream an – das gibt doch Hoffnung…! 

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